Medikamentöse Therapie der Myome
Medikamentöse Therapien haben den Vorteil, dass sie die Gebärmutter und die Fruchtbarkeit erhalten können. Sie greifen das Myom gezielt
an, indem sie die Blutung kontrollieren und die Myomgröße vermindern. Dies führt zu einer signifikanten Verbesserung der Lebensqualität. Die Schrumpfung des Myoms kann sich zusätzlich positiv auf anschließende Operation auswirken. So können Eingriffe kürzer oder unter besseren Ausgangsbedingungen erfolgen.
Die Wechseljahresspritze (GnRH-Analoga)
GnRH-Analoga (wie z. B. Leuprorelin, Goserelin, Buserelin oder Triptorelin) hemmen die übergeordnete Hormonproduktion im Gehirn. Dadurch bilden die Eierstöcke keine Östrogene mehr und es stellen sich wie in den Wechseljahren typische Symptome ein. GnRH-Analoga bewirken effektiv eine Verminderung der Myomgröße und der Blutungsstärke bis zum völligen Ausbleiben der Monatsblutung. Nach Absetzen der Medikation erreichen die Myome oft wieder ihre Ausgangsgröße. GnRH-Analoga werden als Einmonats-, Dreimonats- oder Sechsmonats-Depot als Spritzen verabreicht.
RYEQO® - Relugolix
Zur symptomatischen Behandlung von Uterusmyomen gibt es seit Anfang September 2021 eine neue orale Therapieoption: den GnRH-Antagonisten Relugolix. In Studien nahmen der menstruelle Blutverlust und die Schmerzen rasch und deutlich ab.
Das Präparat Ryeqo® enthält den neuen GnRH-Antagonisten Relugolix (40 mg) plus 1 mg Estradiol und 0,5 mg Norethisteronacetat.
Ryeqo ist indiziert bei erwachsenen Frauen im gebärfähigen Alter zur Behandlung mäßiger bis starker Beschwerden infolge von Uterusmyomen, zum Beispiel hohem Blutverlust während der Menstruation, Schmerzen, Müdigkeit und Anämie. Die Tablette wird einmal täglich oral eingenommen
Die Patientin sollte mit der Einnahme innerhalb von fünf Tagen nach Beginn der Menstruationsblutung beginnen. Die Therapie kann ohne Unterbrechung bis zum Beginn der Menopause fortgesetzt werden. Danach bilden sich Uterusmyome in der Regel zurück.
Vor Therapiebeginn muss eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden.
Bei Frauen mit Risikofaktoren für Osteoporose oder Knochenschwund soll vor Einnahmebeginn eine Knochendichtemessung erfolgen. Diese wird auch nach einem Jahr Therapie empfohlen.
Relugolix unterdrückt die Ovulation sehr zuverlässig und bietet nach einmonatiger Anwendung eine sichere Kontrazeption (Verhütung). Im ersten Monat ist noch eine mechanische Verhütung nötig (z.B. Kondom).
SPRMS (Selektive Progesteron-Rezeptor-Modulatoren) - Ulipristalacetat
Die „Myom-Tablette": Seit 2012 steht mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat 5 mg (UPA) eine medikamentöse Behandlungsmöglichkeit in Tablettenform zur Verfügung. Ulipristalacetat gehört zur Klasse der selektiven Progesteron-Rezeptor-ModuIatoren (SPRM) und wirkt, indem es den Rezeptor des körpereigenen Hormons Progesteron vorwiegend hemmt. Ulipristalacetat ist kein Hormon! UPA bewirkt in den allermeisten Fällen eine schnelle Blutungskontrolle bis hin zum Ausbleiben der Monatsblutung, sowie eine Schrumpfung vorhandener Myome. Dies führt zu einer anhaltenden Besserung der myombedingten Beschwerden auch nach Ende der Behandlung.
Die Behandlung mit UPA erfolgt in Intervallen. Ein Behandlungsintervall dauert 3 Monate. Danach folgt immer eine Einnahmepause von 2 Monaten. Das nächste 3-monatige Behandlungsintervall sollte frühestens mit dem Einsetzen der zweiten Menstruationsblutung nach dem vorherigen Intervall begonnen werden. Für Patientinnen, für die eine Operation nicht infrage kommt (Patientinnen-Wunsch und/oder medizinische Gründe), ist die Inter-
vall-Therapie bei Bedarf beliebig oft wiederholbar. Damit eignet sich Ulipristalacetat bei sehr guter Verträglichkeit auch zur Langzeit-Behandlung von symptomatischen Myomen. lm Rahmen der Behandlung mit Ulipristalacetat erfolgen regelmäßige Ultraschallkontrollen und eine regelmäßige Überprüfung der Leberenzyme. Bei Leberproblemen darf Ulipristalacetat nicht eingenommen werden.
Leberschäden - Nur noch sehr eingeschränkte Zulassung
Bereits 2018 war das Präparat aufgrund von schweren Leberschäden bei 4 Patientinnen vorübergehend vom Markt genommen worden und einem Risikobewertungsverfahren durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) unterzogen worden. In 3 der 4 Fällen musste damals eine Lebertransplantation erfolgen.
Nachdem 2019 das Medikament nach positivem Risikobewertungsverfahren wieder zugelassen wurde, musste die Zulassung Anfang 2020 erneut ruhen gelassen werden, nachdem ein weiterer Fall einer Patientin mit einer schweren Leberschädigung nach Einnahme von Ulipristalacetat gemeldet wurde.
Es erfolgte ein erneutes Risikobewertungsverfahren durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA). Dieses Verfahren konnte im November 2020 mit dem Ergebnis abgeschlossen werden, dass Ulipristalacetat nur noch sehr restriktiv für die medikamentöse
Therapie von Myomen eingesetzt werden darf.
Bei folgenden Indikationen dürfen Patientinnen wieder mit Ulipristalacetat behandelt werden:
- Prämenopausale Patientinnen, bei denen sämtliche operative Therapiemöglichkeiten inklusive der Myomembolisation ausgeschöpft sind und unwirksam waren.
- Prämenopausale Patientinnen, bei denen aufgrund von individuellen Kontraindikationen sämtliche operative Therapiemöglichkeiten inklusive der Myomembolisation nicht in Frage kommen.
Als Vorbereitung auf einen operativen Eingriff oder bei postmenopausalen Patientinnen darf Ulipristalacetat nicht mehr verwendet werden.
Erfolgt eine Therapie mit Ulipristalacetat, so müssen regelmäßige Untersuchungen (körperlich und Labor mit Leberwerten) erfolgen, um frühzeitig eine mögliche Leberschädigung erkennen zu können.
Somit steht dieser Wirkstoff nur noch sehr eingeschränkt für die medikamentöse Therapie von Myomen zur Verfügung.
Alternative Medikamente aus dieser Wirkstoffgruppe befinden sich derzeit in klinischer Erforschung.
Link zum Risikoberwertungsverfahren der Europäischen Arzneimittelkommission (EMA)
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